Tango Eleonora Kalganova

Die Füße der Eleonora Kalganova
Was für eine grandiose Tänzerin. Diese Haltung. Dieser Gang. Diese präzisen Bewegungsabläufe.
Im Showtanz eine einzige Augenweide.

Und ihre Füße erst: diese formvollendeten Endstücke;
professionell trainiert, um Höchstleistungen zu vollbringen.
Die beiden zeichnen mühelos kreisende, schleifende, ziehende, wedelnde, gar wischende Bilder aufs Parkett, die die Kalganova passend zur Musik gekonnt ergänzt durch rhythmisches Tippen, Kippen, Knicken und Kanten ihrer Füße.

„Wer seine Füße derart in den Mittelpunkt stellt“, so meine Überlegung, „muss ein ganz besonderes Verhältnis zu ihnen haben“.

Und so quält mich in meiner gewöhnlichen Fantasie die Frage, ob sie ihre Füße tatsächlich als eigenständigen Körperteil betrachtet, abgekoppelt von den anderen eher unwichtigen, mehr störende als nutzbringende Anhängsel des Restkörpers?

Kurzum: erfahren die Füße der Eleonora Kalganova eine Sonderbehandlung?

Werden sie zum Beispiel intensiver gepflegt als der restliche Körper, etwa durch Olivenöl-Packungen, Lavendel-Schwitzkuren, Stutenmilch-Massagen etc?

Und plaudert sie innig mit ihren Füßen? Fühlt sie sich partnerschaftlich mit ihnen verbunden? 
Speziell, wenn der Tag in den Abend über geht?
Erfährt der Mann an ihrer Seite -in Stunden, in denen eine Duldung gewollt ist, zärtliche Liebkosungen und sanfte Ganzkörper-Streicheleinheiten alleinig durch ihre rosig samtweichen Fußsohlen?

Und werden ihre Füße des Nachts in eine Art Humidor abgelegt? Bei einer nach Jasmin duftender Luftfeuchte von konstant 60 %, gedämpftem Licht und klassischer Musik?

Ist die Kalganova eine Fußfetischistin? Oder stellt sie ihre Fußarbeit alleinig aus Gründen des Marketings in den Mittelpunkt ihres Tanzes, gewissermaßen als Alleinstellungsmerkmal, um für Showtänze und Workshops gebucht zu werden?

Mich als Führender jedenfalls würde eine Tanzpartnerin eher nerven, die ständig bemüht ist, sich und ihre Fußarbeit in den Vordergrund zu stellen, anstatt mir gemeinsam den geführten Tango zu tanzen, der in seiner Schlichtheit so ergreifend sein kann.

Christian Stoll, 12. 09.2019

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