Die Fenster der Elbphilharmonie - Ein Meisterwerk. 

Architekten müssen nicht nur visionär und mutig, sondern auch ein wenig vom Wahnsinn getrieben sein. Wer sonst käme auf die Idee Fenster zu bauen, die 3,00 bis 4,00 Meter breit und bis zu 5,00 Meter hoch sind und ein Gewicht von 1,2 Tonnen haben, pro Stück?

Fenster der Elbphilharmonie in Hamburg

Und davon 1.100 Stück in Auftrag zu geben, von denen jedes Fenster ein Unikat war, durch seine plane, aber auch konkav und konvex gewölbte Form und individueller, graubasaltiger und chromfarbener gepunkteter Beschichtung. Diese dienen zum einen als Sicht- und Sonnenschutz, die Wärme/Kälte um 25 % reduziert, und zum anderen, die Elphi durch die reflektierenden Chrompunkte für den Schiffsverkehr auf dem Radar sichtbar machen.
Wegen der raffinierten Beschichtung darf die 21.800 m² Fensterfront mit ihren 1100 Unikaten nicht mit herkömmlichem Glasreiniger gesäubert werden. Wo denken Sie hin? Dreimal im Jahr werden die Kostbarkeiten mit durch Osmose gereinigtem Wasser von Schmutz befreit. Ähnlich Kleopatras Haut, die sich ausschließlich mit Eselsmilch reinigen ließ.
Bis die technischen Möglichkeiten der Beschichtung jedes einzelnen Fensters geschaffen und ein Verfahren entwickelt worden war, bei dem die beschichteten Scheiben anschließend unbeschadet in Form gebogen werden konnten, vergingen Jahre. 

Und als das endlich geschafft war, standen die Sicherheitsprüfungen an.
So ein Fenster nimmt die Größe einer Wand ein. Stellen Sie sich vor, Sie stehen in ihrem Hotelzimmer, schauen senkrecht nach unten und plötzlich reißt der Sturm die komplette Wand, das Fenster, aus der Verankerung. Oder Wasser dringt durch einen Spalt ein. Oder ein schwerer Gegenstand zertrümmert die Glasfront, während Sie in der Badewanne sitzend den Ausblick auf die nächtliche Elbe genießen? 

Um das alles zu verhindern und diese Gefahrenquellen auszuschließen, wurde jede einzelne Fensterscheibe nach ihrer Fertigstellung auf Herz und Nieren geprüft.
Sie wurde tagelang in einem Windkanal Windböen von 220 Kilometer pro Stunde ausgesetzt und 3,4 Liter Wasser pro Minute und Quadratmeter auf die Fläche gedrückt. Danach mussten die Scheiben 12 Monate in einer speziellen Kammer Kälte- und Hitze-Perioden überstehen, bevor es zum letzten Test ging. Hier wurde die Belastbarkeit geprüft, indem tagelang mit einem Pendel ein Gewicht von 3000 kg gegen das Glas gewuchtet wurde.
Und erst als alle Fenster die Prüfungen zu 100 % bestanden hatten, wurde die Scheiben zum Einbau freigegeben.
Das war im Jahr 2017. Bis heute, im Jahre 2023, gab es keine einzige Beanstandung an den Scheiben. Großartig.