Warum man bei Hitze nicht unbegrenzt trinken sollte
Wenn die Temperaturen steigen, rufen Ärztinnen, Gesundheitsämter und Medien regelmäßig dazu auf, viel zu trinken. Doch was gut gemeint ist, kann nicht selten ins Gegenteil umschlagen. Denn auch zu viel Wasser kann dem Körper schaden – vor allem, wenn wichtige Mineralstoffe verloren gehen.

Die Sommer werden heißer, Hitzewellen häufiger – und der Appell an die Bevölkerung ist längst zur Gewohnheit geworden: trinken, trinken, trinken. Zwei, drei, manchmal sogar vier Liter am Tag sollen helfen, Kreislaufprobleme und Dehydrierung zu vermeiden. Doch dabei gerät eine wichtige Tatsache oft in den Hintergrund: Auch der Wasserhaushalt des Menschen braucht Balance. Wer es mit dem Trinken übertreibt, bringt den eigenen Stoffwechsel schnell aus dem Gleichgewicht – mit potenziell gefährlichen Folgen.
Die stille Gefahr: Hyponatriämie
„Wasservergiftung“ klingt wie ein Scherz – ist aber ein ernstes medizinisches Phänomen. Fachleute sprechen von einer Hyponatriämie, wenn der Natriumspiegel im Blut zu stark absinkt. Das kann passieren, wenn große Mengen Wasser in kurzer Zeit aufgenommen werden, ohne dass ausreichend Elektrolyte zugeführt werden. Die Folge: Die Flüssigkeit verteilt sich ungleich, Zellen schwellen an, im schlimmsten Fall auch im Gehirn.
Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Übelkeit, Muskelkrämpfe oder Verwirrtheit. In schweren Fällen kann es zu Krampfanfällen, Bewusstlosigkeit oder gar zum Tod kommen.
Das Risiko besteht darin, dass große Mengen Wasser getrunken werden, ohne den Elektrolydverlust auszugleichen. Denn der Körper kann überschüssiges Wasser nur begrenzt ausscheiden – eine Überlastung der Organe ist möglich.
Der gesunde Mittelweg
„Hören Sie auf Ihren Körper“, rät Dr. Heike Wagner, Internistin aus Köln. „Durst ist ein zuverlässiger Indikator dafür, dass Flüssigkeit gebraucht wird. Und wer viel schwitzt, sollte nicht nur trinken, sondern auch darauf achten, Mineralien zurückzuführen – etwa durch eine Prise Salz im Essen – nicht zu scharf und nicht zu fett –, Gemüsebrühe oder Tomatensaft.“
Empfehlenswert sei, über den Tag verteilt zu trinken – nicht auf Vorrat. Zwei bis drei Liter gelten als sinnvoll bei hohen Temperaturen, je nach Aktivitätsniveau und Konstitution. Wer unsicher ist, kann sich an einem einfachen Signal orientieren: „Wenn der Urin hellgelb ist, ist die Flüssigkeitsversorgung in der Regel gut.“
Trinken ist lebenswichtig – besonders bei Hitze. Doch „viel hilft viel“ ist KEIN gutes Motto für den Wasserhaushalt. Statt literweise Flüssigkeit in kurzer Zeit aufzunehmen, sollten Menschen bei Hitzewellen vor allem bewusst trinken: regelmäßig, maßvoll, mineralstoffhaltig.
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