Jeden Montag um 20.15 Uhr auf SAT1
Wenn Sie gerne in den Zirkus gehen oder damals im Mittelalter voller Vorfreude Jahrmärkte besucht hätten – nur um dort wilde und andersgeartete Menschen zu bestaunen –, wenn Sie also eine gewisse Neigung für Fremdgeartetes verspüren, dann sind Sie bei der neuen Sendung Villa der Versuchung (jeden Montag um 20:15 Uhr auf SAT.1) genau richtig.
Ich selbst bin nur durch Zufall hängengeblieben – beim Durchzappen, im ernst jetzt.

Für den Bruchteil einer Sekunde war Ronald Schill im Bild. Diese Type wohnte damals als Senator im gleichen Haus wie ich. Jedes Mal wenn wir uns begegneten, durfte ich im Fahrstuhl nicht mitfahren. Nur er und seine zwei Bodyguards. Auch deshalb ist er mir bis heute unsympathisch. Und so blieb ich beim Zappen wegen ihm hängen, in der Hoffnung, eine Nachricht zu hören, dass es ihm schlecht gehen würde.
Verprügelt in einer Favela, von einem Hai gebissen, vermisst im Dschungel. So etwas in der Richtung.
Leider nein. Schill erfreute sich als Teilnehmer dieser neuen Reality-Show bester Gesundheit.
Das Konzept
Vierzehn “Prominente” hausen in einer abgelegenen Luxusvilla in Thailand.
Für mich ist es köstlich mitanzusehen, wie Menschen mit dem IQ einer Feldmaus versuchen, das Leben dort zu meistern, und sich instinktiv gegen die wenigen Intelligenten verbünden, die das Ziel der Sendung fest im Blick haben: Möglichst viel von der Gewinnsumme in Höhe von 250.000 € mit nach Hause nehmen.
SAT.1 macht es ihnen allerdings nicht leicht – um nicht zu sagen: unmöglich.
Ein geschickter Schachzug also, so viele „Feldmäuse“ einzuladen.
Das Leben in der Villa beginnt mit minimaler Ausstattung (z. B. keine Betten, Duschen oder Kühlschränke). Alle weiteren Dinge wie Essen, Getränke, Sanitärartikel oder Komfort müssen die Promis für teures Geld erwerben, was von der Gewinnsumme abgezogen wird.
So kostet beispielsweise eine Zigarette 50 €, ein Toastbrot 400 €. Softdrinks, Schokoriegel, Banane, Apfel 100 €, Salzbrezel 200 €, Champagner 1.200 €.
Der mitgebrachte Koffer mit allen persönlichen Utensilien wird nur ausgehändigt, wenn der Besitzer zustimmt, dass 3.000 € von der Gewinnsumme abgezogen werden.
Zum Glück haben sich alle Teilnehmenden ihre Koffer aushändigen lassen. So musste man sich wenigstens nicht länger Körperformen ansehen, die durch das Fehlen jeglicher Selbstreflexion unbekümmert im Fernsehen zur Schau gestellt wurden und schonungslos das Ergebnis jahrelanger Vernachlässigung einer gesunden Lebensführung und sportlicher Bewegung offenbarten.
3.000 x 14 wären immerhin 42.000 € weniger für den Gewinner dieser Show.
Doch dabei bleibt es nicht.
Vor den Kühlboxen tummeln sich die Feldmäuse und konsumieren Zigaretten, Chips, Softdrinks, Bier und Mineralwasser, was das Zeug hält.
Das kostenlos bereitgestellte Essen – kalte, pürierte Pizza und Wasser aus dem Spender – bleibt hingegen unangetastet. Stattdessen greift man lieber zur 50-Euro-Wasserflasche und nimmt gleich auch den einzigen Flaschenöffner mit, für 600 €.
Am Abend dann die große Überraschung:
Moderatorin Verona Pooth, deren Gesicht wie immer optimal unterfüttert ist – der rechte Augendeckel scheint ein Defekt zu haben –, verkündet der versammelten Truppe die verjubelte Tagessumme von 60.000 €, die nun von den verbleibenden 250.000 € abgezogen wird.
Die Gemeinschaft reagiert überrascht, fassungslos und teilweise entsetzt. Auf dem Rückweg versammeln sich die Feldmäuse an ihrem Lieblingsplatz – vor den Kühlboxen. Und bei ausgelassenem Gelage mit Zigaretten, Alkohol, Softdrinks und Snaks versuchen sie eine Antwort auf die Frage zu finden, wie ein so gewaltiger Betrag zustande kommen konnte. Jemand äußert sich empört: „Wenn das so weitergeht, bleibt ja nichts mehr übrig.“
Mal sehen, was morgen so passiert.
Noch einmal schlafen, dann ist es wieder soweit.